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Spital Walenstadt erhalten

Stellungnahme der Mitte Sarganserland zur Spitalstrategie des Kantons St.Gallen

Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin

Sehr geehrte Damen und Herren

Die Regierung hat die titelerwähnte Botschaft in die Vernehmlassung gegeben und bittet interessierte Kreise bis zum 20. Dezember 2019 Stellung zu nehmen. Wir bedanken uns für diese Möglichkeit der Meinungsäusserung. Gerne nehmen wir zu der Botschaft wie folgt Stellung.

Die Mitte Sarganserland lehnt die vorliegende Spitalstrategie entschieden ab. Die ländlichen Regionen, insbesondere das Sarganserland, werden mit der neuen Strategie abgehängt, die Gesundheitsversorgung wird teilweise nicht mehr gewährleistet. Die Bevölkerung des Kantons St.Gallen ist medizinisch unterschiedlich versorgt. Walenstadt bzw. das Sarganserland hat mit seinen Tourismusgebieten und den Versorgungsstrukturen nahe am Kanton Graubünden ganz andere Bedürfnisse als andere kantonale Spitalstandorte. Deshalb braucht es individuelle, standortbezogene Lösungen.

Einleitung

Die Mitte Sarganserland steht fest hinter einem Erhalt des Spitals Walenstadt als Mehrspartenspital inkl. operativer Tätigkeit. Dies hat die MitteSarganserland seit jeher so kommuniziert. Der gesamte Auftritt im Rahmen der diesjährigen Nationalratswahl war begleitet von einem Bekenntnis für das Spital Walenstadt. Intensiv hat sich die Mitte Sarganserland – mit praktisch allen anderen Parteien des Sarganserlandes – auch an der Unterschriftensammlung zur Petition der Talgemeinschaft Sarganserland-Walensee beteiligt. 11‘291 Unterschriften konnten so im September 2019 der Staatskanzlei zuhanden der Regierung, des VR Spitalverbunde und des KR überreicht werden. Anwesend waren alle Kantonsräte des Sarganserlandes. Am 23. November organisierte die Mitte Sarganserland vor dem Spital Walenstadt eine Mahnwache, an der sich mehrere Hundert Personen beteiligten, ebenfalls über Parteigrenzen hinweg.

Die Mitte Sarganserland hat bei der Nationalratswahl ein äusserst gutes Ergebnis erzielt, was wir auch als Unterstützung der Bevölkerung für unsere Haltung zum Spitalstandort Walenstadt werten. Die Mitte Sarganserland hat sich von allem Anfang an entschieden und unmissverständlich gegen Schliessungsbegehren des Spitals gestemmt.

So weist die MitteSarganserland auch die nun zur Vernehmlassung vorliegende Botschaft der Regierung zur Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde vom 22. Oktober 2019 in aller Klarheit zurück und wird jede Botschaft ähnlichen Inhalts mit aller Vehemenz bekämpfen. Die „4plus5“-Strategie ist durch und durch untauglich. Auch die Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ), die zur Beruhigung der Gemüter wirken sollen, sind teils völlig unnötig (z.B. am Standort Rorschach) und vor allen Dingen funktionsunfähig. Die Botschaft hat inhaltlich zahlreiche Schwächen und leider ist auch die Entstehungsgeschichte der Botschaft unrühmlich. Gerade im Teilprojekt 4 hätte die Mitte Sarganserland die Entwicklung einer echten Alternative zum untauglichen Grobkonzept des Verwaltungsrates erwartet. Dies wurde jedoch schon mit den Rahmenbedingungen für das Teilprojekt 4 verunmöglicht. So mussten im Teilprojekt 4 beispielsweise die Spitalstandorte St.Gallen, Grabs, Uznach und Wil als gesetzt betrachtet werden. Grabs aber wird auf Grund seiner schlecht erreichbaren Lage nie zu einem Zentrum einer Region werden, die vom Bodensee bis zum Walensee reicht. Grabs wurde seitens der Mitte Sarganserland bei der Volksabstimmung 2014 unterstützt als Standort eines Regionalspitals für das Werdenberg, allenfalls mit einigen Zusatzleistungen auch für die Sarganserländer Bevölkerung. Es war aber nie das Ziel, es als Spital für das Sarganserland auszubauen. Insbesondere wurde ein Neubau in Grabs auch in der Erwartung unterstützt, dass auch das Spital Walenstadt zur gegebener Zeit im Rahmen einer nötigen Gesamtsanierung Unterstützung erfährt.

So spiegelt die jetzt vorliegende Botschaft im Wesentlichen die Meinung des Verwaltungsrates der Spitalverbunde wider. Der Lenkungsausschuss hat es mit seiner über ein Jahr dauernden und teuren Projekttätigkeit nicht geschafft, sich aus der Sackgasse des Grobkonzeptes des Verwaltungsrates zu bewegen. Man muss vermuten, dass er es noch nicht einmal gewollt hat. Es erscheinen überhaupt keine vernünftigen Alternativvorschläge für den Spitalstandort Walenstadt.

Zur Geschichte

Das Spital Walenstadt war über mehr als hundert Jahre ein intaktes, teils regional führendes Spital. Ohne entsprechende demokratische Legitimation begann die Geschäftsleitung der Spitalregion 2 vor über 10 Jahren mit einem schleichenden, systematischen und in der Sache nicht begründeten Abbau der Spitäler Walenstadt und Altstätten. Laufend wurden Leistungen nach Grabs verlagert. So wurden beispielsweise die Intensivstation von Walenstadt nach Grabs verlegt, die in Walenstadt bestens funktionierende Gefässmedizin wurde trotz eines geschulten Teams an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie vorhandener Infrastruktur in Walenstadt geschlossen und in Grabs neu aufgebaut und das Labor wurde in Walenstadt geschlossen. Während in Grabs die Sterilisationseinheit weiter betrieben wurde, wurde sie in Walenstadt sofort nach dem entsprechenden Volksentscheid schon vor vielen Jahren geschlossen und nach St.Gallen verlegt. Auch personelle Entscheide der Geschäftsleitung waren mehr als unglücklich. So musste ein gewählter Chefarzt Innere Medizin nach wenigen Wochen das Spital Walenstadt verlassen. Verantwortlichkeiten und Hintergründe für diesen groben Fehlentscheid wurden nie geklärt.

Durch die Kommunikation von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat im Verlauf des letzten Jahres in Bezug auf die Schliessung von Walenstadt spitzte sich die Situation zu. Immer wieder muss sich das Personal des Spitalstandortes Walenstadt anhören, dass Standorte wie Walenstadt unnötig seien, dass die Behandlungsqualität in solchen Häusern schlecht und die Kosten dafür zu hoch seien. Kein Wunder, dass dadurch ein verstärkter Abgang an Mitarbeitenden ausgelöst wurde. Natürlich können diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die teils ein Leben lang in Walenstadt gearbeitet haben, nicht ersetzt werden. Wer nimmt schon eine Stelle an „in einem sinkenden Schiff“. So musste zuletzt der Operationsbereich auf Grund des Personalmangels zurückgefahren und nun die geburtshilfliche Abteilung geschlossen werden. Dieser Prozess hat nichts mit dem allseits bekannten Mangel an Fachpersonal zu tun, sondern er liegt im Wesentlichen in der Verantwortung von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat. Besonders desolat an dieser gewollten Entwicklung ist, dass es anderswo keinerlei Behandlungskapazitäten für die wegfallenden Bereiche in Walenstadt gibt. Konkret weiss die Führung unserer Spitäler nicht, wo die Patientinnen und Patienten des Sarganserlandes behandelt werden sollen, wenn sich das Spital Walenstadt bedingt durch die Personalabgänge „schneller von selber schliesst“, als von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat gewünscht.

Leider wurden bis heute nie zeitnahe Zahlen zur Leistungsfähigkeit der einzelnen Standorte publiziert. Sie hätten mit letzter Sicherheit den durch Geschäftsleitung und Verwaltungsrat ausgelösten Niedergang des Spitals Walenstadt dokumentiert.

Im Gesamtkanton besteht ohne Zweifel eine zu hohe Spitaldichte, dies insbesondere zwischen Rorschach und Wil. In dieser Region würde allenfalls ein Spital zur Versorgung der Bevölkerung ausreichen Dies wurde politisch erkannt. In einer Reaktion auf diese Erkenntnis nun jedoch im Süden des Kantons ein Spital zu schliessen, bleibt unverständlich.

Gründe für den Erhalt des Spitals Walenstadt

  1. Die Bevölkerung will eine wohnortsnahe und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung. Mit einer Schliessung in Walenstadt und den anderen Standorten entsteht eine Unterversorgung im Süden des Kantons. Gerade in Spitälern wie Walenstadt wird eine menschennahe, problemorientierte und auch günstige Medizin betrieben. Die Behandlungsqualität ist für viele Menschen in den kleineren Häusern weitaus höher, wie in grossen, anonymen Bettenburgen. Es ist zu vermuten, dass 40% oder mehr der Sarganserländer Bevölkerung nach einer Schliessung des Spitals Walenstadt in Chur behandelt werden und dort Leistungen eines Zentrumsspitals bekommen, obwohl diese weder gebraucht noch erwünscht wären. Leider hat es die Regierung verpasst, diesen Kostenschub für unnötige Mehrleistungen an einem Zentrumsspital, die der Kanton mit 55% mitzufinanzieren hat, zu benennen.
  2. Die gesamte Strategie orientiert sich am finanziellen Erfolg der Spitalverbunde, nicht an volkswirtschaftlichen Kosten. Am Ende des Prozesses steht möglicher Weise eine bessere EBIDTA-Marge der kantonalen Spitäler, aber auch höhere Kosten für Steuer- und Prämienzahler auf Grund dessen, dass die „stationäre Grundversorgung“ neu zentralisiert wird.
  3. Die hohe Treue der Sarganserländer Bevölkerung zu ihrem Spital bleibt in der Botschaft unbeachtet. 50% der Behandlungen im Wahlkreis Sarganserland werden in Walenstadt erbracht. In Wil liegt diese Zahl bei nur 26%! Gleichwohl haben sich VR und Regierung für den Erhalt des Spitals Wil und für eine Schliessung von Walenstadt entschieden. Die Spitäler Wil und Walenstadt waren sich in vielfacher Hinsicht zumindest vor dem durch die Geschäftsleitung der Spitalregion 2 eingeleiteten Niederganges des Spitals Walenstadt bis vor wenigen Jahren ähnlich. Noch im Jahr 2016 erreichten beide Spitalstandorte stationäre Fallzahlen von etwa 5000 pro Jahr. Eine unterschiedliche Behandlung der beiden Standorte Wil und Walenstadt ist für die Mitte Sarganserland nicht akzeptabel. Insbesondere ist es für die Mitte Sarganserland nicht annehmbar, dass die Sarganserländer Bevölkerung für ihre stationäre Behandlung nach Chur verwiesen wird, während für die Bevölkerung im Raum Wil der Weg nach St.Gallen oder Frauenfeld zu weit erscheint.
  4. Der volkswirtschaftliche Schaden für die Region Sarganserland wäre bei einem Vorgehen gemäss vorliegendem Regierungsbericht immens. So bietet das Spital Walenstadt für 400 Mitarbeitende eine Beschäftigung und ist damit einer der grössten Arbeitgeber in der Region. 2,1 % der Bevölkerung der Region Sarganserland arbeiten im Spital. Das ist die höchste Quote im Kanton! In keiner anderen Region spielt das Spital als Arbeitgeber eine vergleichbare Rolle. Das Sarganserland hätte auch deshalb im Vergleich mit allen anderen Regionen im Kanton mit Abstand die höchsten Lasten des Spitalstrategieprozesses zu tragen.
  5. Die geplanten regionalen Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) mit 3 – 4 Betten sind keine Alternative zum Status quo – weder als Arbeitgeber noch als Versorger der Randregion Sarganserland. Es ist zu befürchten, dass bei allen Unsicherheiten und des kleinen Angebotes sich kaum qualifiziertes Personal für eine Stelle in Walenstadt entscheidet. Auch in den Köpfen der Bevölkerung würde ein solcher Notfall ohne nachgelagerte Behandlungsmöglichkeit nicht als Anlaufstelle für ernsthafte Notfälle gelten.
  6. Auf Seite 42 der Botschaft wird für die Spitalregion 2 mit Walenstadt als Mehrspartenspital die gleiche EBITDA-Marge von 7,2 % ausgewiesen, wie wenn man das Spital Walenstadt schliesst und ein GNZ daraus macht. Um das Ergebnis anderer Standorte aufzubessern, soll das Spital Walenstadt trotzdem geschlossen werden. Das empfindet die Mitte Sarganserland als Kern der Botschaft, der einem Affront der gesamten Region gegenüber gleichkommt.
  7. Unerwähnt bleibt in der Botschaft die grosse und weiter wachsende Bedeutung des Tourismus in unserer Region. Mit den Flumserbergen, dem Pizol und dem Walenseegebiet wird das Sarganserland zu einem immer mehr frequentierten Tourismusgebiet im Winter und im Sommer. Gerade im Winter wurde schon bisher das Spital Walenstadt für die Versorgung der Skigebiete intensiv gebraucht. Diese Versorgung wird durch ein GNZ in keiner Weise abgedeckt. Somit werden auch die Tourismusgebiete durch eine markant schlechtere medizinische Versorgung betroffen.
  8. Das Spital Walenstadt nimmt in der regionalen medizinischen Versorgungskette eine bedeutende Rolle ein. Zahlreiche Hausärztinnen und Hausärzte, aber auch weitere medizinische Dienstleister arbeiten eng verbunden mit dem Spital Walenstadt zusammen. Eine Schliessung des Spitals würde diese gesamte Behandlungskette zerstören und ein Vakuum hinterlassen, von dem niemand wirklich weiss, wie es dann gefüllt wird. Nur Gesundheitsökonomen, die ihre Pläne am Reissbrett schmieden, gehen davon aus, dass Zuweiser und Bevölkerung das Spital Grabs als gleichwertige medizinische Anlaufstelle erkennen werden.
  9. Das Spital Grabs liegt als Spital für das Sarganserland am falschen Ort. Es ist vom Sarganserland aus ausserordentlich schlecht erreichbar. Die vom Verwaltungsrat und der Regierung beschriebene 30-Minuten-Erreichbarkeit trifft auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens zwischen der Autobahnausfahrt Buchs und dem Spital Grabs teilweise nicht zu.
  10. Die Wege im Sarganserland sind markant länger, wie anderswo im Kanton. 2,2% der Bevölkerung des Sarganserlandes würden mehr als 30 Minuten zu einem Spital brauchen (insbesondere den Seitentälern des Sarganserlandes werden längere Wege ins Spital zugemutet, z.B. Taminatal, Weisstannental, Murg und Quinten), 20,6% mehr als 25 Minuten und 66,1% mehr als 20 Minuten! Dagegen erreichen praktisch 100% der Bevölkerung der Wahlkreise St. Gallen, Rorschach, Werdenberg, See-Gaster (97,9%) und Wil ihr Spital in unter 20 Minuten. Somit wird die Bevölkerung des Sarganserlandes bis in alle Zukunft bei notfallmässigen Spitaleintritten länger Schmerzen zu erleiden haben, wie die Bevölkerung in anderen Regionen. Besonders stossend empfindet es die Mitte Sarganserland, wenn Politiker und sonstige Verantwortungsträger aus dem St. Galler Speckgürtel zwischen Rorschach und Wil dem Sarganserland erklären, dass man nun mal nicht mehr mit „Ross und Wagen“ unterwegs wäre.
  11. In Bezug auf die Wegzeiten ist jedoch ein weiterer Aspekt zu beachten. Es handelt sich dabei um Angaben für den motorisierten Verkehr. Somit bleibt der grosse Bevölkerungsanteil an älteren Menschen, die sich nur noch mit dem ÖV bewegen unbeachtet. Gerade für sie ist es wichtig, dass sie bei Erkrankungen im letzten Lebensabschnitt – bei Schmerzen, bei Übelkeit, bei Atemproblemen – wohnortnahe versorgt werden. Auch ihre Angehörigen, die sie besuchen wollen, schätzen es, wenn sie beispielsweise vom Flumerserberg oder von Quarten kommend nicht nach Chur oder Grabs reisen müssen, sondern ihre Angehörigen im Spital Walenstadt besuchen können. Denn das Spital Walenstadt ist nicht nur das Spital des Sarganserlandes. Es ist auch das verkehrsmässig besterschlossene Spital des Kantons – sowohl für den ÖV als auch den Individualverkehr.
  12. In Walenstadt wird eine intakte Infrastruktur vernichtet und in Grabs zusätzlich zum beschlossenen Neubau weitere Infrastruktur an einem ungeeigneten Ort aufgebaut. Dies kommt einer unglaublichen Verschleuderung öffentlicher Gelder gleich. Ein Bettenausbau aber auch eine Vergrösserung der Operationskapazitäten in Grabs muss vermieden werden, solange entsprechende Kapazitäten in Walenstadt bereitstehen.
  13. Das stationäre Angebot im Spital Walenstadt soll gemäss Plänen von Verwaltungsrat und Regierung erst 2027 aufgehoben werden. Die MitteSarganserland kann nicht verstehen, dass ein derartig einfältiger Plan von der Regierung im Rahmen der Botschaft vorgelegt wird. Das Spital Walenstadt wird sich nämlich innerhalb der nächsten wenigen Jahre durch weitere Abgänge von Mitarbeitenden von selber schliessen, wenn die Regierung an ihren Plänen weiterhin festhält. Die stationären Behandlungskapazitäten für Bevölkerung des Sarganserlandes werden verschwinden, bevor anderswo entsprechende Infrastruktur zur Verfügung steht, ganz zu schweigen vom Personal, dass dann erst wieder von einem Arbeitgeber gewonnen werden muss, der sein Vertrauen in der Region verspielt hat.
  14. Der vorliegende Bericht der Regierung gefährdet den Kanton als Ganzes. St.Gallen als Ringkanton muss mehr auf seine einzelnen Regionen achten, wie dies in anderen Kantonen nötig erscheint. Es braucht zur Erhaltung einer kantonsweiten Solidarität mehr Anstrengungen, wie anderswo. Es ist darauf zu achten, dass es nicht Regionen gibt, denen beständig genommen und andere denen beständig gegeben wird, wie z.B. der Region St.Gallen (Kantonsspital, Kinderspital, Bürgerspital, Autobahnüberbauung OLMA, Ausbau Universität St. Gallen, Sanierung Stadttheater St. Gallen usw.). Die Vorlage der Regierung hat das Potential, den Zusammenhalt im Kanton nachhaltig zu stören. Sollte das Sarganserland (mit dem Toggenburg), wie im Bericht vorgesehen, zur grossen Verliererin dieses Spitalstrategieprozesses werden, so wird sich die Bevölkerung des Sarganserlandes emotional noch weiter vom Kanton St. Gallen entfernen. Es ist zu befürchten, dass beispielsweise zahlreiche Bauvorlagen in anderen Kantonsteilen dauerhaft von einer Mehrheit der Sarganserländer Bevölkerung abgelehnt werden. Die Mitte Sarganserland nimmt eine sehr grosse Unzufriedenheit in der Bevölkerung wahr. Hinter vorgehaltener Hand wird immer öfter ein Kantonswechsel gefordert. Somit ist eine Schliessung des Spitals Walenstadt auch staatspolitisch brisant. Die Mitte Sarganserland bedauert, dass die Regierung diese wichtige Entwicklung bis anhin nicht zu realisieren scheint, obwohl es ihre erste Aufgabe sein sollte, das Wohl des gesamten Kantons im Auge zu behalten und nicht nur die städtischen Regionen bzw. die EBITDA-Marge eines einzelnen Unternehmens.

Forderungen der Mitte Sarganserland

Wir fordern mit Nachdruck den Erhalt eines Mehrspartenspitals in Walenstadt. Dazu gehören die Innere Medizin (inkl. Gastroenterologie, Kardiologie, Nephrologie, Onkologie), die Akutgeriatrie, die Palliativbetten sowie ein permanent betriebener Notfall sowie die IMC. Dazu gehören die Radiologie inkl. dem bestehenden CT sowie gewisse Laborleistungen, mindestens in dem Umfang, wie sie derzeit noch erbracht werden können.

Seitens der operativ tätigen Fächer erwartet die Mitte Sarganserland eine Weiterentwicklung von Chirurgie und insbesondere der Orthopädie, dies vor allem im Hinblick auf die Versorgung der Tourismusgebiete. Die erheblichen aktuellen Probleme der Orthopädie im Spital Uznach (die gesamte Ärzteschaft hat dort gekündigt) könnten akut aufgefangen werden, durch eine Kooperation mit der bestens funktionierenden Orthopädie in Walenstadt. Weiterhin sollen chirurgisch tätige Belegdisziplinen in Walenstadt betrieben werden (Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Handchirurgie, Urologie, weitere, wie z.B. Augenheilkunde).

Die Mitte Sarganserland wird eine Schliessung des Operationsbereiches in der Nacht und damit schweren Herzens auch eine Schliessung der geburtshilflichen Abteilung mittragen, wenn ein Spital, wie oben beschrieben, in Walenstadt dauerhaft betrieben wird.

Der Mitte Sarganserland erscheint es ausserordentlich wichtig, dass der Spitalstandort sofort und auf Dauer eine neue Perspektive erhält. Daher fordern wir, dass am Ende der jetzt beginnenden Transformationsphase eine Reevaluation des Spitals Walenstadt durchgeführt wird, mit der klaren Option, das Spital weiter zu betreiben. Die von Geschäftsleitung und VR ausgelöste Abwärtsspirale lässt sich nur durch ein sofortiges, glaubhaftes und auf Dauer ausgerichtetes Bekenntnis zum Spitalstandort Walenstadt durchbrechen. Dies ist elementar wichtig für das Sarganserland – aber auch für den ganzen Kanton.

Für eine angemessene Berücksichtigung unserer Anliegen und Bemerkungen danken wir Ihnen bestens.

Freundliche Grüsse

Die Mitte Sarganserland

Sandra Büsser, Präsidentin

Sargans, 11.Dezember 2019

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